11.04.2024

Wir feiern 30 Jahre Straßenbahnen in Bonn

In diesem Jahr feiern wir ein besonderes Jubiläum: 30 Jahre Niederflurbahnen in Bonn. Der Einsatz dieser Fahrzeuge ist ein großer Schritt in Richtung Barrierefreiheit gewesen. Bis 1994 war der Ein- und Ausstieg in die Bonner Straßenbahn nur über Stufen möglich und deshalb für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste ein großes Hindernis. Zu Beginn der 1990er Jahre sind die Prototypen der heutigen Niederflurbahnen auf die Schiene gekommen. Die Einstiegshöhe liegt bei dreißig Zentimetern, an den barrierefreien Haltestellen ist der Einstieg fast ebenerdig. 

Die Fahrer wurden auf das neue Fahrzeug 9451 eingewiesen. (Foto V. Dibbern)

Erste Niederflurbahnen fallen durch

Im April 1991 wurden der Öffentlichkeit beim Tag der offenen Tür auf dem SWB-Betriebshof in Dransdorf erstmals zwei Niederflurbahnen vorgestellt. Es handelte sich um den sogenannten VÖV-Prototyp (Verband Öffentlicher Verkehrsunternehmen) von DUEWAG und um eine Bremer MAN-Niederflurbahn vom Typ GT6N. Beide Straßenbahnen fuhren nie im regulären Linienverkehr, es blieb bei Testfahrten unter anderem in Bonn. So wurde der Bremer Prototyp im April 1991 nur eine Woche lang gefahren, beim VÖV-Niederflur-Wagen blieb es sogar bei wenigen Tagen, denn die Fahrzeuge konnten nicht überzeugen. Bei den Testfahrten gab es immer wieder technische Probleme.

Niederflurbahn Bremen ((Foto H. Müller)
Niederflurbahn VöV (Foto H. Müller)

Ein wegweisendes Projekt startet

Der Bonner Stadtrat entschied im September 1991 DUEWAG-Niederflurbahnen des Typs „R 1.1“ zu bestellen. Der Kauf dieser Fahrzeuge war auch Voraussetzung für das Projekt „Schiene 94“. Dieses Projekt sah das Verlängern der Linie 61 bis Auerberg/Kopenhagener Straße vor. Die Bauarbeiten hierfür starteten bereits 1992. Wie auf der Linie 61 sollte mit dem Einsatz der neuen Niederflurbahnen auch die Strecke der Linie 62 über die bisherige Endhaltstelle „Beuel Bahnhof“ hinaus bis „Oberkassel Süd/Römlinghoven“ verlängert werden. 

Bunte Bahnen für Bonn

Am 18. Januar 1994 wurde die erste Niederflurbahn nach Bonn geliefert, das Fahrzeug hatte die Nummer 9451. Diese Straßenbahn wurde im damals klassischen Stadtwerke-Grün ausgeliefert. Die anderen Fahrzeuge kamen in verschiedenen Farben, die auf den späteren Werbepartner abgestimmt wurden. Es handelte sich um sogenannte „Zweirichtungsfahrzeuge“ mit je einem Führerstand am Wagenende und drei Türen an jeder Seite.

Bunte Bahnen (Foto Stadtwerke Bonn)

Infolgedessen benötigte man keine Wendeschleife mehr zum Fahrtrichtungswechsel und es konnten Haltestellen mit einem platzsparenden Mittelbahnsteig gebaut werden, wie der Bertha-von-Suttner-Platz und am Konrad-Adenauer-Platz. Insgesamt wurden 24 Niederflurbahnen beschafft, die letzte Bahn mit der Fahrzeugnummer 9474 traf am 18. Oktober 1994 in Bonn ein.

Erste Einsätze auf den Linien 61 und 62

Die Bonner Fahrgäste kamen erstmals am 25. Juli 1994 in den Genuss der neuen Niederflurbahnen. Auf der Linie 61 fuhren die ersten Bahnen von Dottendorf bis zur Haltestelle „Am Bonner Berg“. Nur wenige Wochen später, am 19. August 1994, wurde die neue Strecke nach Auerberg durch den damaligen Bonner Oberbürgermeister Dr. Hans Daniels feierlich eröffnet. Auf der Linie 62 wurden die Niederflurbahnen genau zwei Monate nach der Premiere, also ab dem 25. September 1994, erstmalig eingesetzt. Dank der Verlängerung der Linie 62 bis nach „Oberkassel Süd/Römlinghoven“ konnte die damalige Linie 64 eingestellt werden.

Niederflurbahn Schweden (Foto Stadtwerke Bonn)

Eine Straßenbahn geht auf Reisen

Mit der ersten Niederflurbahn 9451 ist das Fahr- und Werkstattpersonal von SWB Bus und Bahn geschult worden. Doch nicht nur hier in Bonn war dieses Fahrzeug unterwegs. Am 2. Februar 1995 ging es auf einem Tieflader auf große Reise und zwar für Testfahrten nach Stockholm. Einen Monat später kehrte das Fahrzeug nach Bonn zurück und ist seitdem in der Bundesstadt im Einsatz. (mw)

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