31.03.2023

Vorbereitet für den Ernstfall

Ende März hat eine Übung der Bonner Berufsfeuerwehr im Busdepot Friesdorf stattgefunden. Übungsobjekt war ein Bus aus dem Jahr 2006. Dieses Fahrzeug wird ohnehin aufgrund eines Motorschadens verschrottet. Die Werbung auf dem ausrangierten Bus passte zum Anlass: „Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Ein kostenloses Probetraining ist selbstverständlich.“ 

(Fotos: E. Lambertz (1)/Weißkirchen (2-8) für SWB.

„Wir haben der Bonner Berufsfeuerwehr angeboten, weitere Übungen an dem Fahrzeug durchzuführen“, erläutert Markus Weber, der die Fahrzeugwerkstatt bei SWB Bus und Bahn leitet. Trainiert werden sollte das Bergen und Retten von verletzten Personen aus einem verunfallten Bus sowie einer eingeklemmten Person. Einsatzkräfte der verschiedenen Bonner Wachen waren vor Ort. Schulungsleiter Eric Lambertz teilte die Feuerwehrleute in Gruppen ein.

Wie vor jeder Übung stand zuerst einmal die Theorie an: Welche Situationen werden geübt, welche Werkzeuge kommen zum Einsatz? Von der akkubetriebenen Handkreissäge über die Hydraulikschere bis hin zur motorbetriebenen Flex wurden zuerst einmal alle benötigten Werkzeuge auf einer Plane vor dem Bus platziert. Ergänzt wurde das Ganze durch ein Gerüst, ein Rettungsbrett und weitere für den Einsatz notwendige Geräte und Hilfsmittel. 

Die eigene Sicherheit geht vor

Grundsätzlich ist der Zugang zum Bus durch die Türen möglich. Doch welche Alternativen ergeben sich, wenn das Fahrzeug auf der Seite liegt? Ein Zugang ist dann nur noch durch die Fenster oder Dachluken möglich. Bei den Bussen werden unterschiedliche Scheiben verwendet. „Die Heckscheibe ist ein Notausstieg, die bei einem gezielten Schlag mit einer Stahlspitze problemlos zerstört werden kann. Dagegen ist die Frontscheibe aus Sicherheitsglas, eine Öffnung ist mit einer Spezialsäge möglich“, klärt Lambertz auf. Auch bei dieser Übung gilt die Devise „Eigene Sicherheit geht vor“. 

Ausgestattet mit Helmen, Werkzeug sowie Schutzbrillen und FFP3-Masken, starten die Männer in den Einsatz. Zuerst wird eine Rettungsplattform aufgebaut. Ein Loch wird in die Frontscheibe aus Sicherheitsglas geschlagen, anschließend kommt eine Säbelsäge zum Einsatz. Geschafft, eine große Öffnung wurde rausgeschnitten. 

Im Fahrzeug simuliert ein Feuerwehrmann einen Verletzten, der bewusstlos im Bus sitzt. Vorsichtig fixiert man ihn mit einem Rettungsbrett. Mit neuen Einsatzkräften wird die Übung an der Heckscheibe und Seitenscheibe wiederholt. Nach den Übungen wird der Einsatz besprochen. Was kann man besser machen, worauf muss man achten? Auch der „Verletzte“ wird dazu befragt, wie er den Transport auf der Trage empfunden hat.


Einsatz der verschiedenen Werkzeuge

Abhängig vom Unfall kann es sein, dass man auch Teile der Karosserie entfernen muss, um Verletzte besser bergen zu können. Was eignet sich besser, die Plastikverkleidung zu entfernen? Die kleine Schleif-Flex oder doch lieber die Handkreissäge? Vor- und Nachteile werden in der Gruppe diskutiert. Nun ist der Stahlrahmen des Busses sichtbar. Streben sollen durchtrennt undein Zugang geschaffen werden. Hydraulikschere und Trennschleifer kommen zum Einsatz. Die Stahlstreben der Karosserie sind entfernt, ein großer Zugang wurde geschaffen.

In der Gruppe bespricht man nun den Einsatz. Der motorbetriebene Trennschleifer die schnellste Möglichkeit, doch ist bei dieser Maschine der Funkenflug am größten und sie ist auch am lautesten. Die Verletzten könnten durch den Lärm und Funkenflug belastet werden, deshalb wäre z.B. die Hydraulikschere eine bessere Alternative.


Wenn das Fahrpersonal eingeklemmt ist

Neues Szenario: der Fahrer ist eingeklemmt. Die Frontpartie des Busses ist ganz anders aufgebaut als an den Seiten und so werden erst einmal die Anbauteile und Frontschürze in diesem Bereich entfernt. Sinnvoll ist in solchen Situationen zu versuchen, die eingedrückten Karosserieteile mittels Hydraulikpressen oder Spreizer wieder in die ursprüngliche Lage zurück zu bekommen. Eine Alternative ist das Entfernen der Rückwand des Cockpits, um vom Fahrzeuginneren an die verletzte Person zu gelangen. (mw)


Zur Übersicht