Eine Handvoll Fragen – So bereitet sich SWB Bus und Bahn auf den Winter vor
An 365 Tagen im Jahr fahren Bus und Bahn durch die Stadt – unabhängig von Wind oder Wetter. Damit das auch unter winterlichen Bedingungen so bleibt, kümmert sich der Bereich Technische Anlagen/Bau um den Winterdienst. Was es dabei zu beachten gilt, und wie sie Schnee und Eis begegnen, erklärt Marcus Müller im Interview. Als Teamleiter beim Tiefbau/Service koordiniert er den Winterdienst.

In Bonn sind Schneegestöber und andere Winterereignisse eher selten. Wenn es doch mal einen Wintereinbruch gibt, wie sieht die Arbeit im Winterdienst dann aus?
Marcus Müller: Kernaufgaben des Winterdienstes sind das Befreien der Haltestellen und Zuwege von Schnee und Eis. Auch die Schienen werden frei geräumt. Erst nachdem die Verkehrssicherheit im ÖPNV-Netz wieder hergestellt ist, werden unsere Betriebshöfe hergerichtet. Dabei greifen wir zu unterschiedlichen Gerätschaften und Methoden. In Straßenbereichen, die nicht von bonnorange bewirtschaftet werden, setzen wir LKW mit vormontiertem Schneeschild sowie Streufahrzeuge ein. Da wo schweres Gerät nicht einsetzbar ist, räumen wir mit Schaufel und Besen und streuen von Hand oder mittels kleinem Streuwagen.
Ich informiere mich bereits eine Woche vorher über die Wetterprognose. Freitags treffe ich die endgültige Entscheidung, ob die Rufbereitschaft für den Winterdienst für die Folgewoche nötig ist oder nicht. Bei nächtlichen Temperaturen von 5 Grad Celsius und weniger wird der Winterdienst fest eingeplant, darüber in der Regel nicht. Einmal eingesetzt sind die Kollegen des Winterdienstes 24/7 verfügbar, um die Verkehrssicherheit für Fahrgäste und für das Betriebspersonal zu gewährleisten.
Daneben gibt es noch die situative Alarmierung durch unsere Betriebsleitstelle. Wenn sich etwa Fahrpersonal oder Fahrgäste dort melden und kurzfristig Handlungsbedarf besteht, wird ein Meister vom Dienst im Winterdienst alarmiert.
Wo und wie ist der SWB-Winterdienst im Einsatz? Gibt es Bereiche, die zwar im Bonner Stadtgebiet, aber außerhalb Ihrer Verantwortlichkeit liegen?
Marcus Müller: Der Winterdienst rückt immer in Dreiergruppen, sogenannten Kolonnen, aus. Jeder Kolonne wird ein Einsatzgebiet im Bahnstreckennetz zugeteilt. Dabei achten wir darauf, dass der zugeteilte Streckenabschnitt inklusive Haltestellen und Arbeitsaufwand ungefähr gleich auf alle verteilt wird. Denn hier gibt es natürlich Unterschiede in der Dichte, je nachdem ob Stadt- oder Straßenbahnnetz. Bei den Stadtbahnen liegen die Haltestellen auch außerhalb Bonns. Da die Infrastruktur jedoch von SWB Bus und Bahn ist, sind wir dort trotzdem zuständig und fahren beispielsweise bis nach Siegburg oder Bad Honnef. Die Bushaltestellen hingegen liegen meistens auf städtischem Gebiet, sodass dort bonnorange zuständig ist. Es gibt außerdem eine Handvoll Kombi-Haltestellen, also Haltestellen für Bus und Bahn, die mein Team mitbetreut. Beispielsweise Thomas-Mann-Straße oder Wilhelmplatz.
Wann beginnen die Vorbereitungen auf die kalte Jahreszeit und wie sehen diese aus?
Marcus Müller: Wie sagt man so schön? Nach der Saison ist vor der Saison. Die Vorbereitungen starten schon nach den Sommerferien. Dann müssen die Salzvorräte aufgefüllt, Maschinen und Geräte überprüft und gegebenenfalls neubeschafft werden. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel ein neues Schneeschild besorgt, da das alte nicht mehr tauglich war. Außerdem bestelle ich jedes Jahr frühzeitig Streusalz, um den Vorrat wieder auf bis zu 30 Tonnen aufzustocken. So sind wir dann ganz gut gerüstet.
Außerdem beginnen wir früh damit, die Winterdienstorganisation durchzugehen und bei Bedarf anzupassen. Und wir bereiten Schichtpläne für die Besetzung der verschiedenen Streckenabschnitte vor.
Erinnern Sie sich an einen besonders kritischen Winter? Wo lagen die Herausforderungen?
Marcus Müller: Die Winter 2010, 2012 und 2023/24 waren für Bonner Verhältnisse recht heftig. Es kam zu kurzen, aber sehr ergiebigen Schneefällen. Besonders im Januar 2024 war der Aufwand enorm. Da mussten die Schneemassen im Mehrschichtbetrieb von den Mitarbeitenden geräumt werden. Selbst der Radlader wurde provisorisch umgerüstet und zum Schneeräumen eingesetzt. Außerdem wurden die Salzvorräte knapp, sowohl bei uns als auch bei bonnorange. Und leider war es kaum möglich, die Vorräte aufzustocken. Aufgrund des starken Schneefalls in der ganzen Region kam es bei den Händlern im Umkreis zu Engpässen.
Durch den Klimawandel werden die Winter immer wärmer. Macht sich das bereits bemerkbar? Gab es bereits Jahre, in dem kein Winterdienst nötig war?
Marcus Müller: Der Klimawandel macht sich schon bemerkbar. Über die Jahre haben wir beobachtet, dass die Winter immer milder werden und die Anzahl der Frost- und Eistage sinkt. Oft fällt der Niederschlag dann als Regen. So wie im letzten Winter, da konnten wir deutlich mehr Hochwassereinsätze verzeichnen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass wir gar keine winterlichen Verhältnisse mehr haben. Denn kurze, aber dafür kräftige Wintereinbrüche gibt es weiterhin. Bisher haben wir noch keine Saison erlebt, indem gar kein Winterdienst nötig war. (cp)

